Das macht doch keinen Sinn ...


Seit ein paar Wochen nervt mich ein neuer Bekannter regelmäßig damit, dass er diese von mir gern und häufig verwendete Redensart „verbessert“, indem er auf dem Wörtchen „ergibt“ besteht. Seiner Meinung nach ist es nur ein weiteres Beispiel für die zunehmende Anglifizierung der deutschen Sprache und müsste korrekt heißen: „Das ergibt keinen Sinn.“ Hat er recht?


Ich weiß gar nicht, wie lange ich diese Redewendung schon verwende, aber es ist schon eine ganze Weile. In meiner Umgebung höre ich sie häufig. Und das allein zeigt mir schon: Zumindest umgangssprachlich ist der Ausdruck etabliert.
Wenn ich „macht Sinn“ in Google eingebe, werden mir unendlich viele Beiträge unterschiedlichster Art und Herkunft vorgeschlagen und die sind bei weitem nicht nur neueren Datums.

Beispiele:

„Wasser aus der Ringdrainage in die Zisterne leiten - macht das Sinn?“ vom 31.12.1977
https://bau.net/forum/wasser/10770.php

„Das macht absolut Sinn“ vom 10.05.2011 über die Übernahme von Skype durch Microsoft
https://www.deutschlandfunkkultur.de/das-macht-absolut-sinn-100.html

Und selbst in einem juristischen Text wird der Ausdruck ganz selbstverständlich verwendet, wie in einem Dokument zur Rechtsprechung am Obergericht Luzern vom 30.07.2009. Im letzten Absatz heißt es da: „Allerdings macht es nur Sinn, Bescheinigungen auszustellen, die auf rechtlich gesicherter Basis stehen und deshalb entsprechend hilfreich für das ausländische Gericht sein können.“
https://entscheidsuche.ch/kantone/lu/LU-22-09-75.html

Der Ausdruck wird also auch in der Schriftsprache verwendet und zwar nicht nur in journalistischen Texten, sondern sogar in hochgradig formal standardisierten juristischen Publikationen.


Bei meiner weiteren Recherche stieß ich schließlich auf Anatol Stefanowitsch, Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin, der im Oktober 2007 eine fünfteilige Serie zum Thema auf seinem „Sprachlog“ veröffentlicht hat. Dort trägt er alles zusammen, was er zur Diskussion finden konnte und widerlegt die These, dass „Sinn machen“ eine neuere Entlehnung aus dem Englischen wäre. 2010 hat er einen ergänzenden Beitrag verfasst, in dem er u. a. anführt, dass der Ausdruck schon 1760 bei Lessing auftaucht.


Was ist nun aber mit dem Argument, „Sinn ergeben“ wäre der sprachlich korrektere Ausdruck? Ich denke – und da widerspreche ich Stefanowitsch –, das ist einfach Geschmacksache. Er behauptet, wenn etwas „keinen Sinn ergibt“, dann hätte es keine logisch nachvollziehbare Bedeutung. Aber wenn etwas „keinen Sinn macht“, dann wäre es nicht gut durchdacht. Ich dagegen sehe keine Unterschiede in der Bedeutung. Es macht keinen Sinn, ein Gemüsebeet bei starkem Regen zu gießen, das ist einfach sinnlos, unlogisch, zwecklos, es ergibt keinen Sinn. Es macht viel Sinn, das bei Trockenheit zu tun, eine sinnvolle, logische Handlung, die einfach Sinn ergibt.
Mein Opa hätte wahrscheinlich gesagt: „Es hat keinen Sinn, darüber zu streiten.“